Rezension von Michaela Schmoczer, Zeitverein, zum Original
Das Thema Zukunft ist in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund gerückt, überall Zukunft, wohin man schaut, es häufen sich Tagungen und Publikationen zu diesem Thema, aber wo ist die Freude auf das, was kommen mag, geblieben? Früher, als wir noch jung waren, da schien die Zukunft voller Hoffnung, oder um es mit Karl Valentin zu sagen: „Die Zukunft war früher auch besser.“ Es scheint, als stünde die Welt unseren Kindern nicht mehr so offen, obwohl wir ökonomisch reicher werden. Machen wir etwas falsch?
Ist diese Entwicklung nur Einbildung, oder reden wir das Schlechte herbei und werden dabei immer ängstlicher? Die Themen, die unsere Zukunft entscheidend bestimmen, sind alle grundsätzlich global. Wir gehören unentrinnbar einem Netz von Gegenseitigkeit an – sei es das Ökosystem, der freie Austausch von Waren, Dienstleistungen, Informationen, Ideen, Menschen und Kapital – und einem System von Frieden und Sicherheit. Diese Verbundenheit oder Schicksalsgemeinschaft besteht nicht nur zwischen uns Menschen, sondern auch zwischen uns und den von uns geschaffenen Organisationen. Könnte es sein, dass der Wunsch in Organisationen, verlässlich, sicher und mit hoher Qualität zu operieren und deshalb alles unter Kontrolle zu haben, einen fundamentalen inneren Widerspruch zu allem Neuen darstellt? Sollen unsere Organisationen die Probleme von morgen verhindern oder die heutigen Sehnsüchte der Menschen erfüllen?
Das Buch ist kein Buch über strategisches Management und auch kein Anleitungsbuch zur Bewältigung von Zukunftsängsten. Anstoß war das Forschungsprojekt Organisationen von der Zukunft her führen (siehe auch
Forschungsprojekt), das den Wunsch hervorbrachte, Fragen zur Zukunft nicht nur mit Führungspersonen sondern auch mit andere Menschen, anderen Zukunftsgestalter/innen weiterzudenken. Im Januar 2005 fand die Metalog-Konferenz „Aufgabe Zukunft: Versäumen, planen, ermöglichen ...“ statt.
Das Buch ist aus dem Prozess dieser Metalog-Konferenz entstanden, und in vielen Beiträgen des Buches ist auch zu spüren, dass es eine sehr bewegende Konferenz gewesen sein muss.
Zeitverzögerer/innen wird die Arbeitsmethode der Metalog-Konferenz nicht ganz neu sein – Methoden Dialog und Open Space – und wer diese Arbeitsweise noch nicht kennt, dem sei gleich der erste Beitrag „Von Spielregeln und Spielräumen“ als Pflichtlektüre empfohlen.
Sechs große Themenkreise werden auf 296 Seiten aus unterschiedlichster Perspektive betrachtet und zeigen, wie die Offenheit der Zukunft genutzt werden kann, um die „Aufgabe Zukunft“ verantwortlich und aktiv anzugehen.
- Erfahrungen mit gelungenen Zukünften
- Wie wir mit Zukunft umgehen
- Die Entstehung des Neuen
- Zukunftsgestaltung in Organisationen
- Methoden der Zukunftsgestaltung
- Zukunft und Zeitgeist
Da sich anlässlich der Konferenz das Thema »Verantwortung« herauskristallisiert hat, wird die nächste Metalog-Konferenz das Thema weiterführen: »Courage in Organisationen – zwischen Routine, Verantwortung und Freiheit«. (Juni 2007, Strobl/Wolfgangsee)